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Fünf Fragen an Estella Cron und Jonathan Kümmerle

Estella Cron studiert Nachhaltiges Wirtschaften und Jonathan Kümmerle BWL mit Praxispartner. Beide sind im letzten Semester ihres Studiums und schreiben eigentlich gerade ihre Bachelorarbeit. Dann kam die Coronakrise – und sie beschlossen mit Kommilitoninnen und Kommilitonen, das Unternehmen „Himmel un Ääd“ zu gründen. Im Interview sprechen sie über ihre Geschäftsidee und erzählen, wie sie Ansätze aus ihrem Studium in die Praxis umsetzen.

1.    Estella, Sie studieren Nachhaltiges Wirtschaften und Sie, Jonathan, BWL mit Praxispartner. Gemeinsam mit Kommilitoninnen und Kommilitonen haben Sie ein Unternehmen gegründet. Inwiefern können Sie Inhalte aus dem Studium in Ihre Arbeit einfließen lassen?

Estella Cron: Das Studium hat mir dabei geholfen, mich neuen Perspektiven zu öffnen, besonders in den Bereichen der alternativen Organisationsgestaltung und innerhalb des Nachhaltigkeitskontextes. Zusätzlich konnte ich diese Themen durch Projekte, Praktika und Berufserfahrung während meines Studiums für mich festigen.

Jonathan Kümmerle: Ich sehe den Unterschied zu anderen Unternehmern. Ich merke, dass wir eine andere Art von BWL kennengelernt haben. Das liegt natürlich nicht nur an der Alanus Hochschule, sondern auch an unseren persönlichen Präferenzen. Aber die Alanus hat es geschafft, uns ein Angebot anzubieten, mit dem wir unsere Interessen vertiefen und neu entdecken können. Ich persönlich freue mich, ein Unternehmen aufzubauen, das zukunftsfähig und „sinngeführt“ wirtschaftet und somit einen deutlichen Kontrast zu klassischen Geschäftsmodellen darstellt.

 

2.     Himmel und Ääd: Was ist das für ein Unternehmen?

Estella Cron: Wir bringen Erzeugerinnen und Erzeuger direkt zusammen und sorgen dafür, dass regionale Strukturen weiter in die Stadt kommen. Wir versorgen Menschen, die in der Stadt leben, mit Bio-Lebensmitteln. Wir zahlen das, was unsere Erzeugerinnen und Erzeuger benötigen und tragen somit zu einer partnerschaftlichen Wirtschaftsweise bei. Ebenso zeigen wir, dass ein demokratisch geführtes Unternehmen mit sechs Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern gut funktioniert und eine wahnsinnige Bereicherung darstellt.  


3.    Welche nachhaltigen Ansätze verfolgt Ihre Geschäftsidee?

Jonathan Kümmerle: Wir verbrauchen sehr wenige Ressourcen, da wir kein Lager, keinen Fuhrpark und keine Maschinen haben. Die Bio-Lebensmittel werden bei uns angeliefert und direkt verpackt und ausgeliefert. Wir teilen uns ein Kühlhaus mit einem anderen Unternehmen. Und auch die Fahrräder, die von uns für die Auslieferung genutzt werden, gehören zu einem Sharing-Netzwerk. Das heißt: Sie gehören uns nicht und stehen nach der Auslieferung jedem anderen Menschen zur Verfügung. Das Einzige, was wir verbrauchen, ist Papier für die Verpackung und Strom für die Kühlung. Der Rest von unseren eingesetzten Materialien sind Mehrweggegenstände, die recycelt werden können oder wiederverwendbar sind – wie zum Beispiel unsere Kühlakkus.

Estella Cron: Darüber hinaus verfolgt auch unser Organisationsmodell nachhaltige Ansätze, wenn man Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachtet. Wir organisieren uns demokratisch, und jede und jeder von uns ist gleichberechtigt und hat eine Stimme. Wir haben für uns Verantwortungsbereiche festgelegt, denen wir uns zugeteilt haben. Zusätzlich sind wir gerade dabei, einen Wertekatalog zu erarbeiten  – als Leitlinie für unsere Tätigkeiten.

 

4.    Hat Sie die Coronakrise inspiriert, das Unternehmen zu gründen?
 

Jonathan Kümmerle: Ja, die Coronakrise hatte auch ihren Anteil. Georg Neubauer von „Blattfrisch“ aus Hamburg hat mich am Anfang der Krise angerufen und mich gefragt, ob ich Lust hätte, so etwas mit ihm in Hamburg aufzubauen. Mein Praxispartner ist in Hamburg, und er dachte, ich sei noch dort. Ich erwiderte, dass ich wieder in Bonn sei. Daraufhin sagte er zu mir: „Macht doch nichts, das kannst du auch in Bonn machen.“ Er hat uns von Anfang an mit Know-how versorgt. Georg wurde von der Krise dazu inspiriert, neue Absatzwege zu finden und noch stärker den Fokus auf Regionalität in der Stadt zu legen. Wir als Team waren uns einig: Wir müssen die Strukturen, die wir nach der Krise noch haben möchten, jetzt unterstützen und stärken.

Estella Cron: Als Jonathan uns das erste Mal von der Idee aus Hamburg berichtete, war mein Interesse geweckt, weil ich mich schon länger mit dem Thema Landwirtschaft und Ernährung beschäftigte. Ich würde die Coronakrise eher als Impulsgeber sehen, uns dem Thema Regionalität und Landwirtschaft jetzt schon zu widmen, aber nicht als Inspiration beschreiben.

 

5.    Haben Sie sich mit Dozierenden ausgetauscht, bevor Sie das Unternehmen gegründet haben?
 

Jonathan Kümmerle: Nein, alles ging so schnell. Eigentlich wollten wir kein Unternehmen gründen, sondern nur Unternehmen beraten und unterstützen. Dadurch, dass uns Partner weggebrochen sind, standen wir ein paar Tage später beim Notar und unterschrieben unseren Gesellschaftervertrag. Anschließend kontaktierten wir den Alanus-Dozenten Ralph Schneider. Wir merkten, Steuerrecht und andere Details zur Buchhaltung waren in Vergessenheit geraten. Ralph Schneider bot seine Hilfe umgehend an. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit, da wir ihn sehr wertschätzen und ihn als sehr konstruktiven Dozierenden wahrgenommen haben.

Fünf Fragen an Estella Cron und Jonathan Kümmerle