1.) Sie studieren den Bachelorstudiengang Bildende Kunst – Bildhauerei/Installation/Digitale Medien an der Alanus Hochschule. Ist die Installation „It is like it is“ Bestandteil einer Modulprüfung in Ihrem Studium?
Ich studiere im zweiten Semester Bildhauerei. Die Installation hat jedoch nichts mit meinem Studium zu tun. Sie ist meine Auseinandersetzung mit dem Coronavirus.
2.) Inwiefern hat die Corona-Pandemie Sie dazu inspiriert?
Die Idee, Schaufensterfiguren zu bekleben, hatte ich schon länger. Es gab bereits eine mit bunten Aufklebern beklebte Schaufensterfigur vor der Idee zu dieser Installation „It is like it is“. Die Corona-Pandemie hat mich zu verschiedenen Arbeiten inspiriert.
3.) Wie sind Sie darauf gekommen, Schaufensterfiguren mit rot-weißem Absperrband auszustellen?
Ich arbeite schon lange mit historischen Puppen/Figuren und habe vor kurzem eine Fotostrecke auf – mit rot-weißem Flatterband abgesperrten – Spielplätzen geschossen. Auf einer kurz darauffolgenden Tour mit meinem Mountainbike hat das eine zum anderen gefunden. Die historischen Puppen/Figuren haben zum rot-weißen Flatterband gefunden.
4.) Warum ausgerechnet 111 Schaufensterpuppen?
Das war reiner Zufall. Ich wollte erst eine, dann circa 20, dann etwa 50 und zum Schluss 100 Figuren mit Flatterband einwickeln. Als ich am Ende nachgezählt habe, waren es plötzlich 111. Seitdem begegnet mir die Zahl 111 überall – auf Bussen, bei gebuchten Hotelzimmern, als km/h auf dem Tacho meines Autos, als Hausnummer u. s .w. So viel zum Thema: Die innere Welt wird zur äußeren Welt.
5.) Wo haben Sie die Schaufensterpuppen bereits gezeigt, und wo wollen Sie diese noch ausstellen?
Bisher wurde die Installation in Berlin (Reichstag), Bonn (Münsterplatz), Bochum (Dr.-Ruer-Platz), Hamburg (Landungsbrücken und Jungfernstieg), Köln (Domplatte), Düsseldorf (Burgplatz) und Wolfsburg (Hbf./VW-Werke) gezeigt. Demnächst möchte ich die Installation in Wuppertal, München, Dresden und Hannover zeigen.
6.) Was möchten Sie mit der Aktion bewirken?
Die Installation ist ein Mahnmal und soll jeden Menschen zu mehr Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber seinem Leben, der Natur und seinen Mitmenschen anregen. Sie soll jedem nochmal bewusster machen, wie schnell sich das Leben und die Beziehung zu anderen Menschen verändern kann und dass wir jede Sekunde mehr schätzen sollten.
7.) Wie nehmen die Betrachter Ihre Kunst wahr?
Die Betrachter sind fast ausschließlich tief berührt von der Installation. Einige haben sogar Tränen in den Augen. Ihnen scheint ihre aktuelle Situation plötzlich viel bewusster zu werden. Es macht den Eindruck, als würden die Menschen die aktuelle Situation schönreden oder sogar verdrängen. Wenn Sie aber vor oder in meiner Installation stehen, platzt plötzlich der Knoten.
Schön finde ich, dass die Installation unterschiedlich wahrgenommen wird. Die einen fühlen sich darin bestärkt, dass die Maßnahmen der Regierung gerechtfertigt sind. Andere hingegen freuen sich, weil endlich mal jemand etwas gegen die Maßnahmen der Regierung darstellt. Ältere Menschen verbinden meine Installation häufig mit Krieg. Jüngere Menschen überhaupt nicht. Ein älterer Syrer hat angefangen zu weinen, weil er die Installation, insbesondere die fehlenden Gliedmaßen an den Figuren, als Mahnmal für den Krieg in Syrien gesehen hat.
Herr Meseg, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Impressionen von der Installation finden Sie auf der Homepage des Künstlers Dennis Meseg.