Nachruf auf Peter Ferger

„Ja, so könnte es gehen“: Wenn man als junger Architekturstudent von Peter Ferger eine (hoffentlich positive) Rückmeldung zum Stand der eigenen Entwurfsarbeit haben wollte, war das oftmals alles, was man als Antwort bekam. Das war die ersten Male ziemlich ernüchternd, wenn man sich tage- (und nächtelang) bemüht hatte, Form und Funktion, Konstruktion und Material, Kontext und Lage in einer angemessenen Weise in Einklang zu bringen. In diesem Moment hätte man eher viel Lob und wortreichen Zuspruch gebrauchen können… 

Aber in diesem „ja, so könnte es gehen“ steckte doch sehr viel mehr. Peter sprach es aus, nachdem er sich still und konzentriert in die Zeichnungen und Modelle hineinversetzt hatte, ich spürte, wie er versuchte, in meinen zuweilen etwas unbedarften oder (ehrlicherweise) oft noch halbgaren Entwurfsabsichten das Wesentliche, das Besondere, das Eigentliche herauszulesen. Mehr um sich selbst des Potentials, das im vorliegenden Ansatz lag, zu vergewissern, sagte er dann: „Ja, so könnte es gehen“. 

Erst mit der Zeit lernte ich diese, seine Art der Zustimmung zu schätzen, ich bereitete mich darauf vor, indem ich, während Peter meinen Arbeitsstand betrachtete, es ihm gleichtat. Ich versuchte, mein Projekt zugleich mit größtmöglichem Abstand zu betrachten und so gut es ging nachzuvollziehen. Manchmal gelang es mir, sodass wir beide (unausgesprochen) zum Schluss kamen: „ja, so könnte es gehen“... Ein Anfang war gemacht, die Spur wurde deutlich, die Zuversicht wuchs - aber nicht durch bloße Lobhudelei, sondern durch Nachvollzug und Einsicht.

Bis heute ist mir das eine Lehre für meine eigene Lehre: Zu versuchen, in dem noch so unbeholfenen Ausdruck einer Idee das Potential zu erkennen und es zur vollen Entfaltung zu verhelfen.

Und jetzt geht Peter seiner weiteren Entfaltung entgegen. Ich bin mir sicher, er hat sich konzentriert und ruhig darauf vorbereitet: „Ja, so könnte es gehen“.

Prof. Willem-Jan Beeren studierte von 1997 bis 2003 Architektur an der Alanus Hochschule und erlebte Peter Ferger in seinen letzten Jahren im Fachbereich und an der Hochschule.

Von Anfang bis Ankunft. So kann man Architektur auch übersetzen. Die Entwurfslehre von Peter Ferger hatte schon beim Beginn eines Projektes die Verwirklichung im Blick. Dies war auch ein Gewinn für die Alanus Hochschule, als er die Umbauarbeiten vom Johannishof in Alfter bei Bonn in die Hände nahm, und der jungen Hochschule eine körperliche Beheimatung gab. So hatten die Studierende aller Fachrichtungen bei der jährlichen Bauzeit auch Gelegenheit, bei Maurer- oder Zimmererarbeiten mit den Händen zum Aufbau beizutragen.

Zurück in den Unterrichtsräumen von Schloss Alfter, erläuterte Peter Ferger seine Herangehensweise, in dem er die handwerklichen Hände hob und Tonintervalle tastend in Raumproportionen übersetzte. Die Welt als Klanggebilde, in jeder Erscheinungsform. Dazu erzählte er mit Begeisterung von Planung und Bau der Berliner Philharmonie, und wie Hans Scharoun von der Baustelle kam, einen Grundriss der Ausführungsplanung ergriff, ihn mit der Schere diagonal durchschnitt und dann, im Winkel leicht verändert, wieder zusammensetzte. Alle Mitbegründer der Hochschule hatten ihre eigene Art, Kühnheit in ihrem Denken und Handeln zu leben. Für deinen unverwechselbaren Griff, lieber Peter, danken wir dir.

Nikolaus v. Kaisenberg, Architekt und ehemaliger Professor für Architektur der Alanus Hochschule.