Anna absolviert ihre Praxisphasen im Rahmen des Studiums „BWL – Wirtschaft neu denken" beim Service-Bund. Für die dritte Praxisphase hat Service-Bund den Kontakt zu dem japanischen Unternehmen JFSA hergestellt und Anna die Möglichkeit geboten, eine Praxisphase in Japan (Sendai) zu absolvieren. Für uns berichtet Anna von ihren Erfahrungen, die sie dort sammeln durfte.
Männer in grauen Overalls und kniehohen weißen Gummistiefeln flitzten durch die Gänge. Von Weitem konnte ich schon die ratternde Stimme des Auktionators hören. Es war morgens, kurz nach fünf Uhr und die nordjapanische Großstadt Sendai ruhte noch unter einer Schneedecke, aber auf dem städtischen Fischmarkt herrschte schon reger Betrieb. Fisch, den ich sonst nur klein portioniert im Sushi-Restaurant gesehen hatte, gab es hier in ganzer Größe und großer Vielfalt: darunter Muscheln, Oktopus und Thunfisch. Der gerade erst ersteigerte Fang wurde in Styroporkisten verpackt, teilweise schon an den Ständen zerlegt und gereinigt.
Ein anderes Mal begleitete ich Mitarbeiter zu dem monatlichen Treffen der Projektgruppe „Delikatessen“. Im 37. Stock eines Hochhauses, mit tollem Blick über ganz Tokyo, waren verschiedene Hersteller eingeladen worden, die ihre Produkte wie frittiertes Fleisch oder Gemüse präsentierten, die wir im Anschluss verkosteten. Die ganztägige Veranstaltung war perfekt durchgeplant und durchgetaktet. Jeder Hersteller hatte 30 Minuten, um sein Produkt zu bewerben.
Diese streng strukturierte Arbeitsweise konnte ich auch in der Zentrale erleben, in der ich die meiste Zeit verbrachte. Jeden Montag um 8:30 Uhr wurden die Leitsätze der Firma gemeinsam aufgesagt.
Die 25 Mitarbeiter sitzen in einem einzigen Großraumbüro. Alle bringen großen Einsatz für die Arbeit, sie identifizieren sich sehr stark mir „ihrer“ Firma. Es gibt viele ungeschriebene Regeln, an die sich jeder hält. So werden die Büroräume vor Arbeitsbeginn von den Mitarbeitern gereinigt und Aufgaben wie die Verteilung der Post unter allen aufgeteilt.
Die Mitarbeiter kümmerten sich sehr gut um mich, ich bekam einen eigenen Schreibtisch, sogar eigene Visitenkarten und natürlich einen detaillierten Plan, nach dem ich das Unternehmen kennen lernen sollte. So begleitete ich eine gute Woche lang den Außendienst zu den Kunden. Darunter war auch der CREA-Supermarkt in Kesennuma. Dieser nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt liegende Supermarkt wurde 2011 durch den Tsunami komplett zerstört. Der Eigentümer ließ sich jedoch nicht unterkriegen, obwohl er einen Teil seiner Familie verloren hatte und baute den Supermarkt schon bald später wieder auf, um den Menschen in dem Ort eine Möglichkeit zum Einkauf zu geben.
Japanische Supermärkte haben ein ganz anderes Sortiment. Hier werden viele sogenannte Delikatessen und Bento angeboten. Dabei handelt es sich um bereits verzehrfertige Beilagen zum Reis wie zum Beispiel frittiertes Fleisch, die man sogar im Supermarkt erwärmen lassen kann. Unter „Bento“ versteht man eine „Lunchbox“, also ein fertig zubereitetes kaltes Mittalgessen in einer Schachtel. Ich durfte hier dann sogar mein eigenes Mittags-Bento selber machen, das aus Sushi bestand.
Ich konnte noch weitere Kundengruppen kennen lernen, wie Cateringunternehmen oder Hotels, war im Lager und in den C&C-Märkten der Gesellschafter unterwegs und bekam im Marketing einen tieferen Einblick in die neue Strategieausrichtung der Print-Medien.
An den Wochenenden erkundete ich die Umgebung rund um Sendai. Ich fuhr auf dem berühmten 1.800 Meter hohem Mount Zao Ski, machte eine Bootstour um die verschneiten Inseln in Matsushima und besichtige die Innenstadt von Sendai.
Mit dem Praktikum bei JFSA erkannte ich, dass auch in derselben Branche viele Abläufe anders strukturiert und organisiert werden können: Von der minutiösen Arbeitsplanung bis hin zu einer andern Lagerordnung. Darüber hinaus konnte ich viel über japanische Kultur und Essen lernen und hatte noch jede Menge Spaß dabei.
Ein Bericht von Anna Henrichsen (4. Semester „BWL – Wirtschaft neu denken")
Insgesamt 60 Wochen verbringen die Studierenden während des dreijährigen Bachelor-Studiums bei einem Partnerunternehmen ihrer Wahl, wie zum Beispiel Service-Bund, dm-drogerie markt, Alnatura, Weleda, Globus oder der GLS-Bank. Im Rahmen 10-wöchiger Praxisphasen bei den Partnerunternehmen wenden die Studierenden ihre Kenntnisse aus dem Studium im Arbeitsalltag an.