An der Alanus Hochschule erhielt Julia Schilter, Stipendiatin am Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik, für ihre Promotion im Themenbereich der waldorfspezifischen Kleinkindpädagogik die Doktorwürde. Im Rahmen der Dissertation mit dem Titel Eingewöhnungsprozesse von Kleinkindern in Waldorfkindergarten widmete sich Schilter den professionell gestalteten Eingewöhnungen in Kleinkindgruppen in Berliner Waldorfkindergärten vor dem Hintergrund gegenwärtiger Erkenntnisse aus der Kindheitsforschung und Erziehungswissenschaft. Die empirische Studie basiert auf Methoden der qualitativen, rekonstruktiven Kindheitsforschung.
Ihre Arbeitsergebnisse sollen in die Fachpraxis und in den akademisch-erziehungswissenschaftlichen Diskurs zurückfließen und eine Annäherung an die pädagogisch relevante Frage leisten: Welche Qualitäten zeigen sich in den untersuchten Eingewöhnungsprozessen der waldorfpädagogischen Praxis?
Julia Schilters Forschungsarbeit legt ihren Fokus auf die Prozesse des Einlebens von jungen Kindern in die Krippengruppe eines Waldorfkindergartens. „Mit dem Übergang in die Krippe“, erläutert Schilter, „sind Kinder zum ersten Mal mit der Herausforderung konfrontiert, sich in eine Organisation – mit deren Regeln, Abläufen und Normen – einzuleben, Orientierung und Sicherheit in dieser neuen Lebenswelt zu entwickeln und Beziehungen zu den Pädagog:innen und Kindern aufzubauen.“ Aus diesem Grund sei auch das Thema der frühen Bildungstransition für Elementarpädagog:innen sehr praxisrelevant. Schilter führt weiter aus, dass es essentiell sei, herauszufinden, „wie der Übergang von der Familie in eine institutionelle Betreuung so gestaltet werden kann, dass sich die Kinder und ihre Eltern wohlfühlen und eine Basis für vertrauensvolle Beziehungen zwischen den beteiligten Akteuren entstehen kann.“ Schilters Arbeit zeigt eindrucksvoll auf, welche entscheidenden strukturellen Rahmungen den Übergang in die Krippe fördern und unterstützen können.
Forschungsergebnisse liefern Anregungen für Erziehungswissenschaft, Kindheitsforschung und Waldorfpädagogik
Stefanie Greubel, Professorin für Kindheitspädagogik an der Alanus Hochschule und Schilters Promotionsbetreuerin, bekräftigt, dass mit der Arbeit ein wichtiger Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit waldorfpädagogischen Eingewöhnungsprozessen entstanden ist: „Im Mittelpunkt der Forschung steht die Beziehungsgestaltung zwischen Kind, seinen Bezugserzieher:innen und den Peers in der Eingewöhnungsgruppe. In der Analyse von Julia Schilter wird deutlich, inwiefern die (waldorf)pädagogische Haltung, die Schaffung eines sicheren Bewegungsraumes und der sensibel gestaltete Beziehungsaufbau für das Gelingen eines funktionalen Transitionsprozesses von Bedeutung sind.“
Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule und Leiter des Graduiertenkollegs Waldorfpädagogik, betont: „Uns ist es sehr wichtig, dass wir im Rahmen des Graduiertenkollegs die Waldorfpädagogik in ihrer ganzen Breite beforschen. Mit der ausgezeichneten Arbeit von Frau Julia Schilter liegt nun erfreulicherweise eine erste grundlegende Forschungsleistung zur frühkindlichen Waldorfpädagogik vor.“
Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik an der Alanus Hochschule wurde im Jahr 2015 gegründet und fördert Promotionsvorhaben, die insbesondere die pädagogische Praxis an Waldorfschulen wissenschaftlich untersuchen. Finanziert wird das Graduiertenkolleg von der Software AG – Stiftung, der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen und der Firma Stockmar.