Die Alanus Hochschule bietet mit dem berufsbegleitenden Bachelorstudium Kindheitspädagogik erfahrenen Erzieherinnen und Erziehern die Möglichkeit, ihre Tätigkeit wissenschaftlich zu fundieren und zu reflektieren. Zum Studium können unter bestimmten Voraussetzungen auch Fachkräfte ohne Abitur zugelassen werden. Zwei von ihnen sind Sabine Bublat und Tatjana Funk. Beide haben das Teilzeitstudium im Jahr 2013 bzw. im Jahr 2014 erfolgreich abgeschlossen. Was war die Motivation, das Studium aufzunehmen? Haben sich die Erwartungen erfüllt? Gab es Zweifel und wie gestaltete sich die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Studium? Welche Veränderungen haben sich durch das Studium ergeben?
Sabine Bublat erinnert sich an ihre ersten Gedanken zum Studium: "Studieren ohne Abitur, schaffe ich das? Nicht nur dies war eine spannende Frage, die ich mir im Frühjahr 2011 stellte, als ich Professor Buchka im Rahmen eines Anleitergesprächs kennen lernte. Er stellte mir damals das Konzept der Alanus Hochschule vor, bei dem man nicht nur in Teilzeit, neben dem auszuübenden Beruf als Erzieherin, sondern auch ohne Abitur studieren kann. In fünf Semestern zur Akademikerin? Das klang wie ein Traum und doch wurde er wahr", erzählt die dreifache Mutter.
Studium statt Fortbildungen – auch ohne Abitur
Auch Tatjana Funk stellte sich die Frage: „Warum nicht studieren? Aber wie, ohne Abitur und gleichzeitig den Lebensunterhalt verdienen? Das schien mir all die Jahre unmöglich." Aber ein Weg tat sich auf: An der Alanus Hochschule können auch Erzieherinnen und Erzieher ohne Abitur ein Studium aufnehmen, wenn sie neben ihrer Ausbildung über eine mindestens dreijährige Berufserfahrung verfügen. Diese Zugangsmöglichkeit nutzten Sabine Bublat und Tatjana Funk. Ein Studium in Teilzeit wurde Realität: Im März 2012 wurde Tatjana Funk Studentin der Alanus Hochschule. "Kaum zu glauben – ich freute mich sehr! Doch würde ich es schaffen? Meine Familie, mein Partner und mein Arbeitgeber haben mich während des Studiums sehr unterstützt.", so erzählt die in Süddeutschland lebende Frau Funk. Rückblickend ergänzt sie: "Oft war die Arbeit zuhause, das Lesen, Lernen, Schreiben, eine Überwindung – besonders nach einem langen Arbeitstag. Aber ganz in dem Sinne ‚wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg‘ wurde auch dieser immer geebneter."
Beruf und Studium bereichern sich gegenseitig
Die Vereinbarkeit von Studium, Familie und Beruf beschreiben viele Absolventen und Studierende des Teilzeitstudiums Kindheitspädagogik als Herausforderung. Doch zeigen die Rückmeldungen auch, dass es die Organisationsform in Blockwochen und Wochenendseminaren war, die vielen erst die Aufnahme des Studiums neben dem Beruf ermöglicht hat. Auch Sabine Bublat berichtet von einem gelingenden, aber nicht immer einfachen Spagat zwischen Familie, Beruf und Studium: "Sicherlich gab es auch Tiefen, wie z.B. sich immer wieder neben Beruf (Erzieherin in der stat. Jugendhilfe im Schichtdienst) und Familie (alleinerziehend mit 3 Kindern, die 2011 noch 7, 10 und 13 Jahre alt waren) zu schriftlichen Hausarbeiten zu motivieren. Oder war es gerade das, was meinen Ehrgeiz herausforderte? Aus dem Nichts eine wissenschaftliche Arbeit verfassen. Sich nach über 20 Jahren Berufserfahrung, u.a. als Leiterin einer Kita, eine wissenschaftliche Basis aneignen?"
Doch die Parallelität von Studium und Beruf bringt auch manche Bereicherung mit sich, wie Sabine Bublat hinzufügt: "Beruf und Studium ließen sich wunderbar in Einklang bringen, denn so konnte ich die Auffälligkeiten der Kinder in der Gruppe zum Thema der Hausarbeiten machen oder mich mit meiner eigenen professionellen Haltung auseinander setzen. Als außerordentliche Bereicherung, nicht nur für mein Berufsleben, empfand ich die Vorlesungen in den Blockwochen oder an den Wochenenden und nicht zuletzt den Austausch mit meinen Kommilitoninnen, aus dem sich einige Freundschaften gebildet haben. Auch meine Bachelorarbeit war maßgeschneidert auf meine damalige Stelle: ‚Biografiearbeit mit einem Mädchen der Außenwohnwohngruppe in der stationären Kinder- und Jugendhilfe‘."
Lohnende Herausforderung
Die Präsenzphasen während des Studiums beschreibt Tatjana Funk als willkommene Abwechslung: "Die Seminare fanden am Wochenende oder in Blockwochen statt. Es waren für mich die schönsten Zeiten im Studium: Allein schon das Gebäude der Alanus Hochschule, mit seinen großen Fenstern. Wenn ich den weiten Himmel mit seinen Wolkenformationen sah, dachte ich immer‚ es ist wie Urlaub, es ist ein echtes Geschenk, hier studieren zu dürfen!" Die anfänglichen Bedenken, einem Studium nicht gewachsen zu sein, verschwanden. Funk betont: "Es war eine lohnenswerte Herausforderung, wieder zu lernen und sich mit anspruchsvollen Themen und Inhalten auseinanderzusetzen. Die Professorinnen, Professoren und Dozenten brachten uns fachlich und persönlich sehr viel bei. Uns wurde alles gezeigt und erklärt und wir konnten Stück für Stück in das Studium ‚hineinwachsen‘. Waldorfpädagogik im Dialog lebten und erlebten wir praktisch in den Inhalten, den Gesprächen, der Fachausrichtung der Professoren und Studenten", erzählt die Absolventin.
Tatjana Funk und Sabine Bublat blicken gerne auf ihr Studium zurück: „Mein Lob ist groß, angefangen bei den Inhalten, den Methoden, den Räumlichkeiten, den Arbeitsmaterialien, den Menschen, die die Alanus Hochschule ermöglichen, bis hin zum Essen, es war ein großartiges Studium“, sagt Tatjana Funk. Für Sabine Bublat hat das Studium einen Aufstieg ermöglicht: „In der Einrichtung, in der ich tätig bin, wird nur Akademikern eine Gruppenleitung übertragen. Und so kam es vor genau einem Jahr, dass ich nun, aufgrund meines absolvierten Studiums, Gruppenleitung in der Außenwohngruppe „Sonnenhaus“ bin. Das war schon bei der Einstellung im Jahr 2006 mein Traum und so schließt sich der Kreis. ‚Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen, wird der Erfolg all unsere Erwartungen übertreffen‘“ – dieses Zitat des amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau bringt für Sabine Bublat ihre Erfahrungen auf den Punkt.