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Befragung von Eltern der Waldorfschüler in Deutschland

Nachdem gesicherte Erkenntnisse aufgrund wissenschaftlicher Studien bislang zu Schülern, Lehrern und Absolventen von Waldorfschulen vorliegen, soll nun eine wissenschaftlich fundierte Untersuchung zur Waldorf-Elternschaft erfolgen. Das Institut für Bildungsökonomie wird deshalb ab Oktober 2014 eine repräsentative Befragung von Eltern der Waldorfschüler in Deutschland durchführen. Hierzu werden nach Bundesland und Siedlungsstruktur geschichtet ca. 120 Mitgliedsschulen des Bundes der Freien Waldorfschulen e.V. ausgewählt, an denen jeweils eine bestimmte Zahl von Eltern (bundesweit insgesamt ca. 7.000) mittels eines standardisierten Fragebogens befragt werden soll. Auftraggeber der Studie ist der Bund der Freien Waldorfschulen.

Anlass ist unter anderem die aktuelle politische Diskussion zur Finanzierung und Strukturierung von Privatschulen. Neben den Schulen in staatlicher Trägerschaft existieren in Deutschland Schulen mit freien, nichtstaatlichen Trägern. Schulen in freier Trägerschaft bedürfen nach Art.7 GG der Genehmigung des Staates, woraus auch eine Pflicht zur Förderung resultiert. Daher erhalten Freie Schulen eine staatliche Refinanzierung je nach Landesrecht. Waldorfschulen sind im Sinne des deutschen Schulrechts je nach Bundesland staatlich genehmigte oder anerkannte, allgemeinbildende Ersatzschulen in freier Trägerschaft mit besonderer pädagogischer Prägung. Schulträger ist in der Regel ein privat initiierter Verein, dessen Mitglieder Eltern und Lehrer der Schule sein können. Jede Waldorfschule wird als autonome Organisation in kollegialer Selbstverwaltung von Eltern und Lehrern geleitet. Die Finanzierung der Schulen erfolgt mittels staatlicher Zuschüsse einerseits und eines Schulgeldes andererseits. Dieses wird in der Regel einkommensabhängig von den jeweiligen Schulen festgelegt. Nach dem aus dem Grundgesetz abgeleiteten Sonderungsverbot (Art. 7 Abs.4 GG) sind die Schulen angehalten, keinem Kind aus finanziellen Gründen einen Zugang zur Schule zu versagen.

Derzeit erfolgt in der Mehrzahl der Bundesländer eine restriktive Bezuschussung der Freien Waldorfschulen. Gesetzesänderungen führten in der letzten Zeit zunehmend zu Kürzungen der staatlichen  Zuschüsse. Neugründungen von Privatschulen werden gegenwärtig erschwert/verhindert, mit der Begründung, Freie Schulen entzögen staatlichen Schulen Schüler, die diese zur Integrationsaufgabe benötigen. Vor allem bildungsnahe deutsche Elternhäuser würden ihre Kinder zunehmend zu Privatschulen schicken. Hinter diesen Punkten verbirgt sich unter anderem die Annahme, dass Waldorfschulen von einer wirtschaftlich besonders wohlhabenden Elternklientel getragen werden und sich zu einem großen Teil selbst finanzieren könnten. Da bislang keine gesicherten Kenntnisse darüber vorliegen, ob dies tatsächlich so ist, sollen bundesweit die sozio-ökonomischen Daten der Elternschaft erhoben werden und u.a. nach Bildungsstand und der Motivation dafür, das Kind einer Waldorfschule anzuvertrauen, gefragt werden. Nur so können Vorurteile ausgeräumt und in der Öffentlichkeit oder in der politischen Diskussion fundiert argumentiert werden.

Waldorfeltern sind Menschen, die sich in besonderer Weise für die Bildung ihrer Kinder engagieren. Sie gründen Schulvereine und bauen Schulgebäude, sie sorgen sich um die Instandhaltung und pflegen den Garten. Sie arbeiten in ihren Schulen mit, übernehmen verwaltungstechnische, organisatorische und betreuerische Aufgaben, sie finanzieren eine eigene Lehrerausbildung, schulen sich selbst in pädagogischen Fragestellungen und übernehmen unternehmerische Verantwortung. Jede Waldorfschule hat so ein individuelles soziales Gefüge, bei dem der jeweiligen Elternschaft eine ganz zentrale Bedeutung zukommt. Sind Waldorfeltern deswegen „außergewöhnliche Menschen“?  So wird in der Studie auch nach Einstellungen und Werten der Waldorfeltern gefragt. Woher kommen  sie? Was treibt sie an? Wo wollen sie hin? Mit der Studie kommen die Eltern zu Wort, haben die Möglichkeit, ihre Sichtweisen und Ideen bekannt zu machen und tragen somit zur Zukunftsgestaltung der Schulen bei.


Waldorfeltern in Deutschland
Wer sind sie? Und was wollen sie für ihre Schulen? Eine Rezension zur Veröffentlichung der Studie.