Wo bin ich und was mache ich?
Seit August 2017 bin ich in der evangelischen Kindertagesstätte Sterntaler in meiner Heimatstadt
Breckerfeld tätig. Seit Februar 2018 habe ich hier die Stelle als Fachkraft für Inklusion inne und bin
somit neben der täglichen Arbeit als pädagogische Fachkraft im Gruppendienst im besonderen
für die Kinder mit Assistenzbedarf zuständig. Zur Zeit haben wir zwei Integrationskinder, die eine
gemeinsame Gruppe in unserer Einrichtung besuchen. Meine Aufgaben sind vielfältig und reichen
von der Gestaltung von Gruppenangeboten zur frühkindlichen Bildung unter Aspekten der
Teilhabe, über Kleingruppen- oder Einzelangeboten, die allen Kindern zu Gute kommen aber eben
im besonderen auch die Kinder mit Förderbedarf erreichen sollen, bis hin zur Gestaltung von
inklusiven Waldtagen. Darüber hinaus bin ich verantwortlich für die Dokumentation der Teilhabe- und Förderplanung, erstelle die entsprechenden Anträge an den Landschaftsverband und bin
natürlich im stetigen Austausch mit den Eltern und anderen begleitenden Institutionen wie
Frühförderstellen. Um immer auf dem neusten Stand zu sein und einen bereichernden Austausch
zu ermöglichen, ist ein Arbeitskreis unseres Kirchenkreises für alle Integrationsfachkräfte
eingerichtet worden, dem ich regelmäßiger beiwohne.
Neben dieser Tätigkeit habe ich die Möglichkeit wahrgenommen, mein erworbenes Wissen und
meine Erfahrungen an Interessierte weiterzugeben und habe eine überschaubare Stelle als
Honorardozentin beim Kolping Bildungswerk Essen angenommen. Hier habe ich die Gelegenheit
meine eigenen Tagesseminare, zu Themen, die mich begeistern und bewegen, zu gestalten und
erste Erfahrungen in der Dozententätigkeit zu sammeln.
Und weil mir das Studium der Kindheitspädagogik so eine große Freude bereitet hat, habe ich
mich neben meinen beruflichen Tätigkeiten auch zu einem weiterführenden Studium an der
Alanus Hochschule entschieden und bin seit September 2019 glückliche Studentin im
Masterstudiengang Pädagogik Praxisforschung.
Wie kam ich hierhin?
Nach einem mittelmäßigen Abitur war ich zunächst einmal ziemlich ahnungslos was ich denn
eigentlich beruflich machen möchte. Eher aus der Not heraus entschloss ich mich, zunächst
einmal ein Praktikum im sozialen Bereich zu machen. Mehr der Zufall als mein konkretes
Bedürfnis führten mich nach Dortmund an eine Waldorfschule für Seelenpflegebedürftige als
Klassenhelferin. Das Jahr in dieser Einrichtung war wegweisend für mich. Die unbeschreibliche
Wertschätzung, die jedem/jeder Schüler und Schülerin, jedem Elternteil, jedem/jeder Praktikanten und Praktikantin, jedem/jeder Lehrer und Lehrerin und allen anderen Beteiligten entgegengebracht wurde, das Verständnis vom Menschsein, der Zusammenhalt, aber auch der Rhythmus im Jahreslauf und die Festlichkeiten im Schuljahr - all das machte mich neugierig auf diese Pädagogik und ließ auch den Wunsch in mir wachsen, diese Arbeit in anderem Rahmen weiterführen zu können. Auf Empfehlung einer meiner zuständigen Klassenlehrerinnen in diesem Praktikumsjahr begann ich also im Sommer 2008 meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin in der Camphill Schulgemeinschaft Brachenreuthe in Überlingen am schönen Bodensee. Nach fünf lehr- und bereichernden, aufregenden, wunderschönen und unvergesslichen Jahren im Süden Deutschlands zog es mich zurück nach Nordrhein-Westfalen. Hier nahm ich die Arbeit in der U3- Gruppe einer integrativen Kindertagesstätte auf.
Nachdem Jahre nach meiner Ausbildung der Drang nach einer neuen Herausforderung für den Kopf immer stärker wurde, entschied ich mich 2016 nach reiflicher Überlegung, aber mit einem guten Gefühl und viel Bekräftigung durch Familie und Freundeskreis dazu, das berufsbegleitende Studium der Kindheitspädagogik an der Alanus Hochschule aufzunehmen. 2,5 Jahre wurde diese Hochschule ein ganz wesentlicher Bestandteil meines Lebens und hat viel in mir bewegt. „Produktive Unruhe“ hat eine Professorin das einmal sehr treffend bezeichnet. Zwei Arbeitstellenwechsel innerhalb des Studiums waren wohl ein deutliches Anzeichen meiner anhaltenden Suche. Nun bin ich hier in meinem Städtchen in der Kita angekommen und fühle mich für den Moment hier genau richtig. Das ich nebenher noch eine zweite Tätigkeit ausüben kann, die mich noch einmal ganz anders fordert, macht mich sehr zufrieden. Nach einem Jahr Pause vom Studieren und einigen tollen Reisen bin ich nun sehr froh, wieder an der Alanus zu sein und freue mich auf viele tolle Begegnungen und bin gespannt, wo mein Weg mich noch hinführen wird.
Inwiefern hat mich die Zeit an der Alanus Hochschule geprägt?
Berufsbegleitend studieren ist eine Herausforderung und verlangt Verzicht auf ein gutes Stück
Freizeit! Dennoch waren diese 5 Semester an der Alanus eine solche Bereicherung, dass ich sie
niemals missen möchte. Aus den Begegnungen mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen entstand eine eingeschworene Gemeinschaft, auf die ich mich an jedem Wochenende vor Ort sehr gefreut habe und die das Studium ganz wesentlich mitgetragen hat. Ich habe Menschen gefunden, mit denen ich in einen intensiven Austausch treten konnte und von denen ich eine Menge lernen kann. Zu einigen verbindet mich heute noch eine tiefe Freundschaft. Doch nicht nur das Zusammentreffen so besonderer Menschen machte das Studium für mich so einmalig. Auch der Kontakt zu den Professorinnen und Professoren sowie Dozierenden war für mich prägend. Der Respekt und die Wertschätzung, die uns Teilzeitstudierenden für unsere Arbeit entgegengebracht wurde, ist hier genauso zu nennen wie die gesamte Begleitung des Studiums durch Koordinationsverantwortliche und das Sekretariat. Wir wurden als Studierende seitens der Hochschule in unserer Individualität angenommen und durch den engen Kontakt zu Dozierenden und Verantwortlichen entfaltete sich eine stets angenehme, konzentrierte aber niemals humorlose und immer menschliche Atmosphäre des Lernens und miteinander ins Gespräch kommen.
Die vergangene Zeit an der Alanus Hochschule hat mich aufmerksam gemacht auf meine eigenen
Fragen und Bedürfnisse und hat mich gleichzeitig darin geschult, die Gegebenheiten, die mir in
meinem Arbeitsalltag begegnen nicht ohne konstruktiv-kritische Distanz hinzunehmen, sondern
nachzufragen und auch mein eigenes Handeln stets meiner eigenen Reflexion zu unterziehen.
Seminare zu den Themen Kommunikation, Konfliktmanagement, Sozialpsychologie und
Organisationsentwicklung haben mich empfindlich gemacht für die Dinge, die manchmal
zwischen den Zeilen gesagt werden und gaben mir Werkzeuge an die Hand, um eigene Konflikte
distanziert zu betrachten und Lösungswege zu finden. Neben all den neuen Inhalten, die ich aus dem Studium mitnehmen konnte, sind es vor allem meine persönliche Entwicklung und die Auseinandersetzung mit der großen Frage: „Was will ich eigentlich?“, die mich weiterhin begleiten.