Bereits zum zweiten Mal bot die Veranstaltung „Blickpunkt Praxis“ uns Studierenden des Teilzeit- und Vollzeitstudiengangs Kindheitspädagogik am 12.11.2019 einen Einblick in die vielfältigen beruflichen Perspektiven, die uns nach Abschluss des Studiums offenstehen.
Nach einer Begrüßung durch Institutsleiterin und Professorin Janne Fengler berichtete Norbert Hocke, Erzieher, Sozialpädagoge und Mitglied der Gewerkschaft für Erziehung Wissenschaft, über die Anfänge der Studiengänge Kindheitspädagogik in Deutschland. Er spannte einen Bogen vom Jahr 2004, in dem der Studiengang Kindheitspädagogik das erste Mal an der Alice Salomon Hochschule Berlin ins Leben gerufen wurde, bis zur Gegenwart, wo akademisch qualifiziertes Personal in pädagogischen Handlungsfeldern durch die zunehmende Institutionalisierung der Kindheit unabdingbar geworden ist. Im Anschluss an diesen sehr informativen Vortrag gaben Dagmar Scharfenberg und Pauline Degenhardt als Vertreterinnen der Vereinigung der Waldorfkindergärten einen lebendigen Überblick über die vielfältigen Zukunftsperspektiven für Kindheitspädagog*innen in den Arbeitsfeldern der Waldorfkindergartenpädagogik. Gitte Janosch-Schneider, Leiterin des evangelischen Familienzentrums Porz, beschrieb in ihrem Beitrag die tragenden Säulen eines Familienzentrums sowie ihre Aufgabenfelder als Einrichtungsleitung. Es folgte ein Vortrag von Anita Sonntag, Leiterin und Dozentin am Waldorfkindergartenseminar Köln und Leitung eines Waldorfkindergartens. Sie informierte uns über die Möglichkeiten von Kindheitspädagog*innen, als Dozent*in und Referent*in an Seminaren, Fachschulen und in der Familienbildung tätig zu sein. Als Bereichsleiter des CJG Hermann-Josef-Hauses gab Markus Pütz anschließend einen umfassenden Einblick in die stationäre Kinder- und Jugendhilfe. Abgerundet wurde der Vormittag durch die anschaulichen Erzählungen von Silvia Franken, die näher auf das Berufsfeld der pädagogischen Fachberatung einging.
Am Nachmittag gab es die Möglichkeit, zwischen insgesamt fünf Foren verschiedener Expertinnen und Experten aus der Praxis zu wechseln. Vorgestellt wurden die Berufsfelder der sozialpädagogischen Familienhilfe und aufsuchenden Familienarbeit, der Inklusion und Frühförderung sowie der Offenen Ganztagsschule und Integrationsassistenz, aber auch die Arbeit im Jugendamt und der Weg einer wissenschaftlichen Laufbahn wurden präsentiert.
Es war ein Tag voller neuer, spannender Eindrücke. Welche Türen stehen uns Kindheitspädagog*innen nach Abschluss des Studiums offen? Wie wird unser Berufsprofil von Vertreter*innen der verschiedenen Berufsfelder wahrgenommen? Es gab die Möglichkeit, mit den Expert*innen aus der Praxis in Austausch zu kommen, darunter auch einige Alumni früherer Alanus-Kindheitspädagogik-Jahrgänge. Neben dem euphorischen Gefühl, die ganze Welt stünde uns Kindheitspädagog*innen angesichts des akuten Fachkräftemangels offen, wurden aber auch die „Schattenseiten“ unseres Berufes deutlich. So wurden beispielsweise Fragen nach der noch nicht abschließend geklärten tariflichen Einordnung oder der Positionierung von uns Kindheitspädagog*innen als wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte diskutiert. Es zeigte sich, dass der Beruf „Kindheitspädagogin bzw. Kindheitspädagoge“ ein noch relativ junges, akademisches Feld ist. Folglich genießt er noch keinen allzu großen Bekanntheitsgrad. Dennoch bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, ganz unterschiedliche Arbeitsfelder im Bereich der Früh- und Kindheitspädagogik zu besetzen. Es liegt an uns selbst, als angehende Kindheitspädag*innen das Berufsbild „Kindheitspädagogik“ weiter in Deutschland zu etablieren – eine herausfordernde und spannende Aufgabe zugleich.