Die Alanus Hochschule bietet einen Bachelorstudiengang Kindheitspädagogik an, der in zwei Varianten studiert werden kann: Das Vollzeitstudium richtet sich an Abiturient:innen und Berufseinsteiger:innen, das Teilzeitstudium an ausgebildete Erzieher:innen. Doch was macht das Studium der Kindheitspädagogik aus? Worin liegen die Unterschiede zur Erzieher:innenausbildung? Und welche beruflichen Perspektiven eröffnen sich durch das Studium? Im Gespräch mit Stefanie Greubel, Professorin für Kindheitspädagogik.
Worin liegen die Unterschiede eines Studiums der Kindheitspädagogik im Vergleich zur klassischen Erzieher:innenausbildung?
Das Studium der Kindheitspädagogik bereitet auf die Herausforderungen der pädagogischen Handlungsfelder multidimensional vor. Uns ist es wichtig, dass unsere Studierenden neben den klassischen pädagogischen Handlungsfeldern auch wissenschaftliche Theorien durchdringen und nach diesen handeln können. Dafür ist es nötig, neben der Pädagogik auch die Nachbardisziplinen Soziologie, Psychologie und Anthropologie intensiv zu beleuchten. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung, z.B. auch in der eigenen empirischen Erforschung und Analyse von pädagogischen Situationen, schult die professionelle Sicht und erweitert das Blick- und Handlungsfeld von zukünftigen Kindheitspädagog:innen. Neben der wissenschaftlichen Analyse ist es uns jedoch auch wichtig, auf die praktische Arbeit in den pädagogischen Einrichtungen vorzubereiten. Durch eine intensive Begleitung der Praktika erhalten die Studierenden realistische Einblicke und Handlungskompetenzen in und für die Praxis.
Diejenigen, die sich bereits als Erzieher:in qualifiziert haben, erschaffen sich durch die fachliche Vertiefung im Studium sowohl neue Karrierewege als auch wertvolle Impulse für ihre aktuelle pädagogische Tätigkeit – sowohl im Personalmanagement als auch im Umgang mit Minderjährigen. Der im Studium geübte ganzheitliche und multidisziplinäre Blick verschafft ihnen eine wichtige Position in zunehmend multiprofessionellen Teams.
Nicht zu vergessen: Das Studium kann in der Regelstudienzeit von 3 Jahren schneller abgeschlossen werden als eine klassische Erzieher:innenausbildung, die häufig 4 Jahre dauert!
Was ist das Besondere an dem Studium? Ist dieses nicht sehr theorielastig?
An der Kindheitspädagogik begeistert mich am meisten die differenzierte Sichtweise auf das Kind und auf dessen Entwicklung. Neben der bereits angesprochenen Theorienvielfalt legen wir an der Alanus Hochschule besonderen Wert auf die persönliche und professionelle Entwicklung unserer Studierenden. Wir blicken auf die eigenen Erfahrungen und unsere Sicht auf Kindheit, wir vermitteln die Reflexion ethischer Fragen und laden dazu ein, sich stetig kritisch zu hinterfragen.
Uns ist es besonders wichtig, dass sich unsere Studierenden zu reflektierten Kindheitspädagog:innen entwickeln, die gesellschaftswissenschaftliche Zusammenhänge erkennen und danach handeln können und das Wohl des Kindes an erste Stelle stellen. Neben unseren regulären Seminarinhalten bewegen wir diese Fragen auch in künstlerischen und erlebnispädagogischen Einheiten, stellen reformpädagogische Ansätze insbesondere der Waldorfpädagogik vor und bieten zudem das sogenannte Studium Generale an, welches Studierende aus allen Fachrichtungen besuchen und u.a. in die Welt der Philosophie eintauchen. Besondere Highlights sind darüber hinaus die Teilnahme an erlebnispädagogisch ausgerichteten Sommer- und Winteruniversitäten, das Durchführen eigener kreativ/künstlerischer Projekte im Theater oder Tanz sowie – und hier sind wir wieder bei der Verzahnung von Theorie und Praxis: Dem Planen, Entwickeln, Ausführen und Auswerten eigener wissenschaftlicher Erhebungen.
In den Praktika legen wir ebenfalls einen besonderen Wert auf die Erfahrung von Vielfalt. In unseren zahlreichen Praxiseinheiten lernen die Studierenden Einrichtungen mit unterschiedlichen pädagogischen Schwerpunkten kennen. Viele gehen auch für die Praxiseinheiten ins Ausland und können so auf einfachem Weg anerkannte Studienleistungen erbringen. Auch wir Dozierenden profitieren von den Erfahrungen, die unsere Studierenden z.B. aus Hawaii, Costa Rica, Teneriffa oder der Schweiz mitbringen und können so in einen fruchtbaren Dialog eintreten.
Für welche Berufsfelder qualifiziert mich das Studium?
Der Studiengang der Kindheitspädagogik ist noch relativ neu und sorgt mit seinen Absolvent:innen für eine multiprofessionelle Mischung von pädagogischen Teams. Je nach Vorerfahrung arbeiten unsere Kindheitspädagog:innen häufig zunächst in einer Kindertagesstätte oder führen ihre bisherige Arbeit dort mit einem größeren Verantwortungsbereich z.B. als Leitung weiter. Das Studium der Kindheitspädagogik bereitet aber durch seine wissenschaftliche Konzeption auf viele individuelle Karrierewege im pädagogischen Kontext vor und bietet dadurch andere Möglichkeiten als die klassische Erzieher:innenausbildung. So arbeiten Kindheitspädagog:innen z.B. auch in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, in Familienzentren oder Fachverbänden, sie führen beratende Tätigkeiten oder Konzeptionsarbeiten durch und können daher passend zu ihrer eigenen Lebenssituation verschiedene berufliche Kontexte kennenlernen und sich weiter spezialisieren.
Vielen Dank für das Gespräch!