Projekt: Professionalität in Waldorfkindergärten – Bildungsdokumentation anhand des TRIALOGs
In der Frühpädagogik ist das Beobachten und Dokumentieren kindlicher Entwicklung ein zentrales Handlungsfeld. Zu dem pädagogischen Anspruch Kinder differenziert wahrzunehmen, Entwicklung sichtbar zu machen, zu begleiten und zu unterstützen, kommt die inzwischen in alle Bildungspläne der Bundesländer aufgenommene Forderung nach regelmäßiger Beobachtung kindlicher Entwicklungs- und Lernprozesse, die in sogenannte „Bildungsdokumentationen“ mündet.
Auch in den Bildungsgrundsätzen NRWs ist die Bildungsdokumentation als wesentliche Grundlage für pädagogisches Handeln und für eine gelingende, individuelle Bildungsbegleitung beschrieben. Seit Sommer 2014, mit Inkrafttreten des KiBiz-Änderungsgesetzes zur Neuausrichtung der Sprachförderung, sind darüber hinaus in nordrhein-westfälischen Kindergärten und Kindertageseinrichtungen im Bereich Sprachentwicklung nur noch bestimmte Verfahren zugelassen. Für alle anderen Entwicklungsbereiche gibt es bisher keine Vorgaben, sodass Einrichtungen hier aus einem sehr großen, kaum noch zu überschauenden Methodenpool wählen können.
Vor diesem Hintergrund beauftragte die Vereinigung der Waldorfkindergärten Region NRW im Jahr 2015 ein Team des Instituts für Kindheitspädagogik die Sach- und Bedarfslage der Bildungsdokumentationspraxis der Waldorfkindergärten in Nordrhein-Westfalen zu eruieren, um die Daten für die Entwicklung eines eigenen, waldorfpädagogisch orientierten Beobachtungs- und Dokumentationsverfahrens zur Verfügung zu stellen. Margarete Kaiser, Waldorfpädagogin, Erziehungswissenschaftlerin und Vertreterin der Expertengruppe zur Bildungsdokumentation der Vereinigung der Waldorfkindergärten NRW, zeichnete als externe Partnerin verantwortlich für die Entwicklung des neuen Verfahrens, das die vorgegebene Schwerpunktsetzung im Bereich Sprachentwicklung durch eine besondere Zentralstellung der kindlichen Sinnesentwicklung zu erweitern sucht.
Die wissenschaftliche Begleitung der Pilotphase in ausgewählten Einrichtungen NRWs und die Evaluation der Umsetzbarkeit des neuen Instrumentes mit Namen „TRIALOG“ erfolgte 2016 erneut durch das Institut für Kindheitspädagogik. Die Evaluationsergebnisse flossen in die Überarbeitung des Instrumentes ein, sodass die Vereinigung der Waldorfkindergärten NRW den überarbeiteten TRIALOG im Sommer 2017 veröffentlichen konnte.
Das Projekt „Professionalität in Waldorfkindergärten – Bildungsdokumentation anhand des TRIALOGs“, in Auftrag gegeben von der Gesamtvereinigung der Waldorfkindergärten, knüpft als Folgeprojekt nahtlos an den bisherigen Forschungsprozess an und erweitert diesen. Hatte die erste Evaluationsstudie ausschließlich NRW im Fokus, sieht die zweite Studie eine bundesweite Beteiligung von Waldorfkindergärten vor, um länderspezifische Regelungen und Bedarfe auf Länder-, Vereins- und Einrichtungsebene zu untersuchen und die Möglichkeiten der Implementierung von TRIALOG über NRW hinaus auszuloten. Des Weiteren liegt der Forschungsschwerpunkt erneut auf der Identifikation förderlicher und hinderlicher Bedingungen in der Anwendung des überarbeiteten TRIALOGs in NRW und in der Dienlichkeit des Instrumentes in individuellen Professionalisierungsprozessen.
Durch die enge Einbindung der Praxis versteht sich das Projekt als Transfer zwischen Wissenschaft und beruflicher Praxis mit dem Ziel, das Verfahren TRIALOG dialogisch und möglichst praxisorientiert weiter zu qualifizieren und zu optimieren. Die Ergebnisse der Studie werden in die Überarbeitung von TRIALOG einfließen und allen Projektbeteiligten und Interessierten zugänglich gemacht.
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wird ein dreistufiges Projektdesign umgesetzt:
Phase 1: Analyse des Ist-Standes zum Thema Beobachtung und Dokumentation in Waldorfkindertageseinrichtungen durch Dokumentenanalyse, standardisierte Online-Befragungen und Experteninterviews.
Phase 2: Begleitung von ca. 20 Piloteinrichtungen, die TRIALOG in ihrer Einrichtung einführen und erproben. Standardisierte Online-Befragungen und Experteninterviews mit relevanten Akteuren der Einrichtungen.
Phase 3: Auswertung und Analyse der Ergebnisse, Verfassen des Abschlussberichtes.
AUFRUF: Waldorfkindergärten, die Interesse haben das Verfahren TRIALOG in ihrer Einrichtung nach einer Instruktion (Herbst 2020) einzuführen und zu erproben und damit an einer praxisorientierten Weiterentwicklung des Instrumentes mitarbeiten wollen, melden sich bitte unter: bildungsdoku@alanus.edu
Projektförderung
Das Projekt wird von der Vereinigung für Waldorfkindergärten e. V. und über weitere Drittmittelgeber finanziert.
Mitarbeiterinnen
Prof. Dr. Stefanie Greubel (Projektleitung)
Cornelia Jachmann, B. A. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Laufzeit
03.2020–02.2023