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Medienmündig werden – mit und ohne Bildschirm

Erste Ergebnisse einer Studie über Medienerziehung in der Reformpädagogik

Wie lernen Kinder und Jugendliche, Medien souverän zu nutzen? Und was können Kindergärten und Schulen tun, um sie altersgemäß an verschiedene Medien heranzuführen – analoge ebenso wie digitale? Diesen Fragen geht ein aktuelles Forschungsprojekt der Alanus Hochschule im Kontext reformpädagogischer Einrichtungen nach. Ende 2020 wurden erste Ergebnisse in einem Zwischenbericht veröffentlicht.

1.400 pädagogische Fachkräfte, 3.000 Eltern und 500 SchülerInnen reformpädagogischer Einrichtungen: Sie alle haben an einer Online-Befragung zum Thema „Mündigkeit und Digitalisierung“ – kurz „MünDig Studie“ – unter der Leitung von Prof. Dr. Paula Bleckmann teilgenommen. In einem Zwischenbericht konnte das Forschungsteam Einblicke in die Ergebnisse der Elternbefragung vorlegen. Demnach bewerten Montessori- und Waldorfeltern die Praxis an den Bildungseinrichtungen ihrer Kinder insgesamt positiv: Mit dem Teil der Medienerziehung, der ohne Bildschirm (Tablets, Computer & Co.) auskommt, sind im Durchschnitt 90 Prozent der Befragten zufrieden, bei der Medienerziehung mit Bildschirm sind es 69 Prozent.

Viele Eltern wünschen sich allerdings mehr pädagogische und technische Unterstützung von den Lehrerkollegien, zum Beispiel zur Installation von Zeitbegrenzungs- oder Filtersoftware. Abhängig vom Alter der Kinder zeigen sich außerdem insbesondere bei der Frage, wie Eltern den Einsatz von Bildschirmmedien bewerten, deutliche Unterschiede: Während die meisten Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern es für gut halten, dass Computer in diesen Altersgruppen noch außen vor bleiben, wünschen sich Eltern mit Kindern in den Klassen 7 bis 13, dass die Potenziale digitaler Geräte im Unterricht stärker genutzt werden sollten: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) ist in diesem Punkt sehr oder eher unzufrieden. Auch im Bereich Produzieren und Präsentieren mit Medien äußert diese Gruppe mehr Kritik: 39 Prozent der befragten Eltern von OberstufenschülerInnen sind der Meinung, dass Bildschirmmedien in dieser Hinsicht zu wenig zum Einsatz kommen. Projektleiterin Prof. Dr. Paula Bleckmann kommentiert: „Wir hatten aufgrund von vorhandenen Studienergebnissen wie zum Beispiel der Waldorf-Ehemaligenbefragung eine deutlich niedrigere Zufriedenheit erwartet. Die sehr differenzierte, multidimensionale Abfrage, die sowohl nach dem Alter der Kinder wie auch nach Medien mit und ohne Bildschirm unterscheidet, hat sich als äußerst gewinnbringend erwiesen: Sie ermöglichte es Eltern, ein positives Gesamtzeugnis mit einzelnen, genau benannten Schwächen auszustellen."

Die MünDig Studie wurde durchgeführt im Rahmen des Projektes „Medienerziehung an reformpädagogischen Bildungseinrichtungen“. Die Ergebnisse fließen auch in den Bereich der Aus- und Weiterbildung ein. Dort arbeitet das Projekt-Team an der finalen Konzeption des Zertifikatskurses „Medienmündig“. Dieser baut auf dem von Paula Bleckmann mitkonzipierten Präventionsprogramm „ECHT DABEI“ auf und startet voraussichtlich im Herbst 2021 an der Alanus Hochschule in Kooperation mit weiteren Standorten. Er wird aus Präsenz- und Onlinemodulen bestehen und richtet sich an PädagogInnen an staatlichen und reformpädagogischen Bildungseinrichtungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Altersstufe null bis zwölf Jahre. Für ältere Zielgruppen werden an der Freien Hochschule Stuttgart waldorfpädagogische Praxismaterialien erstellt sowie Aus- und Weiterbildungen zum Thema angeboten.

 

Veranstaltungshinweis:
Fachtag „Medienmündigkeit – gesund aufwachsen & digital-kompetent werden“ am 4. März 2021

Die Corona-Pandemie erfordert neue Unterrichtsformate – Möglichkeiten und Risiken der Digitalisierung treten wie unter dem Brennglas verschärft zutage. Beim Online-Fachtag von „ECHT DABEI“ treffen VertreterInnen aus dem Gesundheits- und Bildungssystem, aus der Politik, der Wissenschaft und der pädagogischen Praxis zusammen.

Mehr Informationen zum Programm und Anmeldung: https://www.echt-dabei.de/

 

 

Grafik: Sophie Olligschläger